Im März war ich während der Länderspielpause auf Malta und nutzte die günstige Gelegenheit, um einen exotischen Länderpunkt zu machen. Da der maltesische Fußball nicht wirklich gut dokumentiert ist, war es allerdings gar nicht leicht herauszufinden, wann in welchem Stadion ein Spiel stattfinden würde und wo sich dieses Stadion befindet. So gibt es z.B. im Internet unterschiedliche Namensangaben, die sich mal auf das Dorf beziehen, in dem ein Stadion steht, und mal auf den Namen des Stadions selbst. Da ich tagsüber eh Rabat besucht hatte, fand ich dort auch durch Zufall das Clubhaus von Rabat Ajax. Es liegt in einem Sozialkomplex direkt über der Bücherei und einer kleinen Klinik. Drinnen saßen nur alte Männer die Karten spielten und auch der Barmann konnte mir nicht wirklich weiterhelfen. Aber er telefonierte für mich herum und sagte, dass ich nach Ta’Qali müsste und beschrieb mir den Weg von der Bushaltestelle aus.
In Ta’Qali, einem kleinen Handwerkerdorf auf dem Gelände der ehemaligen britischen Airbase, gibt es gleich zwei Stadien, die weniger als 50m auseinander liegen. Das eine ist das große Millenium Stadium, welches auch als Nationalstadion fungiert, und das andere das kleine Centenary Stadium, welches nur rund 1000 Sitzplätze bietet. Malta führt den Spielbetrieb seiner oberen Ligen nur in diesen beiden Stadien durch.
Ich hatte mir das Spiel „Vittoriosa Stars“ gegen „Rabat Ajax“ in der First Division ausgeguckt. Die First Division ist allerdings – anders als es ihr Name vermuten lässt – die zweite maltesische Liga, die alle ihre Spiele im Centenary Stadium ausführt. Es gibt dort also eigentlich nur Auswärtsspiele, was sich auch auf die Zuschauerzahl auswirkte. Ich würde von ca. 50-70 Zuschauern ausgehen, von denen die Fans von Rabat Ajax den größten Teil stellten. Rabat liegt nur etwa 5km entfernt auf einer Anhöhe und von der Stadtmauer aus war das Stadion bereits zu sehen.
Die geringe Zuschauerzahl hielt die Polizei natürlich nicht davon ab, eine strikte Fantrennung durchzuführen und die einzige Tribüne des Stadion in der Mitte zu teilen. Für jeden Block gab es zwei Polizisten und ein weiterer stand am Spielfeldrand – man konnte sich also gut betreut fühlen. Dagegen ließ die Betreuung am Bierstand vor Spielbeginn mehr als zu wünschen übrig und der einzige Kiosk im Stadion öffnete erst Sekunden vor Anpfiff. Dafür beglückt einen dort eine sehr große Auswahl und es gibt sogar fünf Sorten Schnaps. Das (Dosen-)Bier musste natürlich in Plastikbecher umgefüllt werden, um schwere Krawalle zu unterbinden. Ultras oder etwas in dieser Art gab es zwar auf beiden Seiten nicht, allerdings bewiesen ein paar abgebrochene PVC Rohre, dass wohl andere Vereine auch Supporter haben.
In meinem Umfeld nahmen eher die Spielereltern und Freundinnen Platz. Man kannte sich. Vor Anpfiff machte Rabat noch schnell ein Mannschaftsfoto und es ging los. Spielerisch wirkte es wie der SC West gegen KFC Uerdingen in der 6. Liga. Spannendste Situation war der Zweikampf zwischen dem Torwart von Vittoriosa und einem gegnerischen Stürmer an der Außenlinie. Der Torwart hatte sich maßlos verschätzt und lies sich spektakulär in die Bande scheppern. Absurderweise erhielt er hierfür sogar einen Freistoß. Mehr Überraschungen hielt die erste Hälfte leider nicht bereit.
Das Bier hatte nun seine Wirkung getan und ich musste die Toiletten testen. Mit Klofotos in Fortunabrötchen-Manier verschone ich jetzt euch mal und berichte nur, dass sich dort RWE Sticker befanden – wohlgemerkt als einzige vereinsspezifische Sticker.
Die zweite Hälfte war leider auch nicht viel spannender, allerdings führte hier Vittoriosa die Entscheidung durch einen holprigen Eckstoß herbei und konnte das Spiel mit 1:0 gewinnen. Da das gesamte Land knapp die Einwohnerzahl von unserem schönen Kleinparis hat, war spielerisch natürlich auch nicht mehr zu erwarten. Eine Reise dorthin kann ich trotzdem jedem ans Herz legen.
Schreibe den ersten Kommentar