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Schlagwort: holocaust

Ausstellungsbesuch: „Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941 – 1944“

An jedem Punkt fand eine Massenerschießung mit über 500 Opfern statt

Letzten Samstag habe ich die Chance genutzt die Sonderausstellung „Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941 – 1944“ zu sehen. Sie läuft nur noch bis zum 25. Juni 2017 im EL-DE Haus in Köln. Die behandelte Thematik wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft vernachlässigt, obwohl ca. 2 Millionen Juden den vielen lokalen Erschießungen zum Opfer fielen. Diese unvorstellbare Dimension stellt gleich zu Beginn eine Karte des Gebiets dar, auf der alle Orte von Erschießungen mit mehr als 500 Opfern eingezeichnet sind.

Die Ausstellung stellt das Vorgehen gegen die Juden von den baltischen Ländern im Norden bis zur Schwarzmeerküste in der Ukraine im Süden dar. Dadurch werden auch Länder wie Weißrussland und östliche Teile Polens, die nicht ins sogenannte

Generalgouvernement eingegliedert wurden, erfasst. Zu Beginn gibt es eine gute Einführung in die Thematik, die dem Laien ermöglicht die Ausstellung zu verstehen.

Rezension: Stephan Lehnstaedt – Der Kern des Holocaust

Stephan Lehnstaedt liefert mit „Der Kern des Holocaust“ ein aktuelles Einführungswerk zur „Aktion Reinhardt“. Die letzte Einführung erschien 1988 in englischer Sprache von Yitshak Arad unter dem Titel „Belzec, Sobibor, Treblinka: The operation Reinhardt death camps“ und fasste den damals noch sehr rudimentären Kenntnisstand zusammen. Lehnstaedt war von 2010 bis 2016 Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Warschau. Seit 2016 bekleidet er die Professur für jüdische Studien und Holocaust Studien am Touro College Berlin.

Die „Aktion Reinhardt“ bezeichnet die Ermordung der Juden im Generalgouvernement unter Leitung des höheren SS- und Polizeiführers Odilo Globocnik. Dieser „Aktion“ fielen mindestens 1,8 Millionen Menschen zum Opfer. Der größte Teil unter ihnen waren polnische Juden aus dem Generalgouvernement. Doch auch deutsche, österreichische, niederländische und Juden aus anderen Ländern starben. Außerdem wurden etwa 2000 Sinti und Roma getötet, obwohl sie eigentlich nicht im Fokus der „Aktion“ standen. Die Tötung geschah in den reinen Vernichtungslagern in Treblinka, Sobibor und Belzec. Es gab insgesamt weniger als 150 Überlebende, in Belzec sogar nur fünf, die aus den Lagern berichten konnten. Bereits 1943 hatte Globocnik sein Ziel erreicht und das jüdische Leben im Generalgouvernement ausgelöscht. Die Lager wurden planiert und zur Vertuschung mit Wäldern bepflanzt.