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Luftschutzpfeile und Mannesmann Luftschutzgitter

Luftschutzpfeil "Mitte"Sind euch bei Spaziergängen schon mal diese seltsamen weißen Pfeilen an Hauswänden aufgefallen? Sie zeigen in Richtung Boden und sind beispielsweise mit “Mitte” oder “Vorne” beschriftet. Außerdem gibt manchmal noch solche Stahlgitter im Bürgersteig. Sie wirken irgendwie massiver als normale Kellergitter und tragen die Aufschrift „Mannesmann Luftschutz“. Was haben Pfeile und Gitter gemeinsam? Sie stehen beide in Verbindung mit dem zivilen Luftschutz im Zweiten Weltkrieg.

Für genau diese alltäglichen Geschichtsspuren vor der Haustür führe ich hiermit die neue Kategorie „Geschichtsspuren“ ein. Ich möchte euch auf direkt in eurer Umgebung befindliche Geschichte aufmerksam machen, für die man nicht weit reisen muss. Die historischen Orte befinden sich direkt in eurem Leben. Für das Bildmaterial zu diesem Artikel genügte es, 15 Minuten um meinen Block zu laufen.

Mannesmann Luftschutzgitter

Mannesmann LuftschutzgitterDie im Boden eingelassenen Gitter gehören zu Luftschutzkellern aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie dienten zur Abdeckung von Lüftungs- und Notausstiegsschächten. Zum Stahlgitter gehörte eine Wanne die unterhalb des Gitters angebracht und mit Flüssigkeit gefüllt wurde. Dadurch war der Kellerschacht nicht nur vor herabfallenden Trümmern geschützt, sondern auch gasdicht verschlossen. Die zugehörigen Luftschutzkeller entstanden vor allem ab 1937, da nun bei jedem Neubau oder größeren Umbau die Schaffung von Schutzräumen vorgeschrieben war. Ab dem 17. August 1939, also kurz vor dem Angriff auf Polen, wurde die Pflicht zur Einrichtung von Schutzräumen auf alle Häuser erweitert. Dadurch entstanden massenhaft behelfsmäßige Luftschutzräume in allen deutschen Städten. Im Falle eines Volltreffers waren die Notausstiege jedoch oft nicht mehr benutzbar, da sie sich direkt am Gebäude und damit im Trümmerschatten befanden. Die Luftschutzkeller an sich waren ebenfalls unsicher und sollten lediglich Sicherheit suggerieren. Diese Scheinsicherheit sollte den Durchhaltewillen der Bevölkerung erhalten, um weiter Krieg führen zu können. Gesetzliche Grundlage war das bereits 1935 beschlossene Luftschutzgesetz.

 

Luftschutzpfeile

Luftschutzmarkierung "Rotes Kreuz"Die weißen Pfeile an Fassaden sollten Rettungsmannschaften helfen. Falls ein Gebäude durch Bombentreffer zerstört wurde, waren die Menschen im Luftschutzkeller verschüttet und mussten befreit werden. Dafür zeigten die Pfeile die Position des Luftschutzkellers an, um eine schnelle Rettung der eingeschlossenen Personen zu ermöglichen.

Es gab zentrale Vorschriften, wie die Luftschutzräume beschaffen und von außen gekennzeichnet werden sollten. Die Luftschutzpfeile mussten ab dem ersten Stockwerk, in fluoreszierender Farbe, auf die Fassade gemalt werden. Ab 1944 wurde die Anbringung für alle Schutzräume verpflichtend und es kam häufig normale, nicht fluoreszierende, weiße Farbe zum Einsatz. Die Luftschutzpfeile sind ein gutes Beispiel dafür, wie die zentralen Vorschriften lokal interpretiert wurden. Die tatsächliche Position und Größe der Pfeile variiert von Haus zu Haus stark. Man findet sie, aber trotz ihres Alters und unterschiedlichen Qualität, noch in vielen Innenstädten. Besonders gut konnten sie auf Backsteinfassaden überdauern, da sie dort nicht überstrichen werden.

Wie sehen die Luftschutzpfeile in eurer Stadt aus? Ich freue mich über eure Bilder in den Kommentaren.

 

Luftschutzspuren in anderen Städten:

Zur Verdeutlichung der starken Unterschiede gibt es Bildersammlungen aus anderen Städten.

Weitere Beispielbilder:

Verblasster Luftschutzpfeil
Verblasster Luftschutzpfeil

 

Published inGeschichte(n)Geschichtsspuren

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