Der vierte Tag stand ganz im Zeichen der dritten Flandernschlacht, die im Umland von Ypern stattfand.
Wir besuchten am Vormittag wieder Soldatenfriedhöfe. Das mag furchtbar langweilig und eintönig klingen, doch jeder Friedhof beeindruckt aufgrund seiner individuellen Gestaltung und Geschichte. Die heutigen Friedhöfe waren in Passendale, Langemarck und Vlaadslo. Es waren zwei deutsche und ein Commonwealth Friedhof. Die Orte Paschendale und Langemarck sind wichtige Symbole der britischen und deutschen Erinnerungskultur, während Vlaadslo besonders ist, da sich hier das rechts abgebildete Denkmal, von Käthe Kollwitz, befindet.
Tynecot Cemetery, Passendale
Der in Passendale gelegene Friedhof Tynecot Cemetery ist der größte Commonwealth Friedhof auf der ganzen Welt. Hier liegen 11959 Menschen begraben, von denen 8369 unbekannt sind. Ursprünglich waren hier nur 343 Soldaten bestattet, allerdings wurde nach dem Krieg mit Umbettungen begonnen, um auch hier einen zentralen Gedenkort zu schaffen. Dadurch ist im Kern der Friedhofs noch eine chaotische Struktur vorhanden und es sind auch vier Deutsche begraben. Drumherum wurden systematisch weitere Gräber und Gedenkanlagen angelegt. Zentraler Ort ist ein Kreuz, das auf einem ehemaligen deutschen Bunker errichtet wurde. Im äußeren Bereich finden sich auch zwei weitere Bunker im Bereich des Friedhofs. Neben dem Friedhof wurde ein modernes Besucherzentrum mit Glasfassade gebaut. Durch diese Fassade blickt man auf die ehemalige Frontlinie hinaus. Entlang des Weges zum Besucherzentrum befinden sich dezente Lautsprecher, durch die permanent Namen und das Alter von hier begrabenen Soldaten verlesen werden.
Langemarck
Für die deutsche Erinnerungskultur ist Langemarck immernoch ein sehr zentraler Begriff. In vielen Städten finden sich heute noch Langemarckstraßen und auch in meinem Geschichtsunterricht in der Schule, wurde die Schlacht unkritisch behandelt. Der Langemarck Mythos gilt heute allerdings als überholt und wurde von Historikern als reine Propaganda dekonstruiert. Der Friedhof ist entsprechend des Mythos sehr imposant mit einer Art Burgmauer angelegt und von einem Wassergraben umgeben. Auch hier befinden sich deutsche Bunker im Friedhofsgelände, die die ehemalige Frontlinie markieren. Es soll der “im Felde unbesiegt” Mythos aufrechterhalten werden. Auf der Gefallenentafel im Eingangsbauwerk findet sich auch Bezug zur deutschen Studentenschaft, wie auch Steinquadern zwischen den Bunkern.
Vlaadslo
Dieser deutsche Friedhof ist architektonisch viel schlichter als die ersten beiden Friedhöfe, doch auch hier liegen 25645 Menschen. Immer wieder unvorstellbar. Das sind mehr Einwohner als der Ort, in dem ich aufgewachsen bin. Hier befindet sich seit 1958 das Kunstwerk von Käthe Kollwitz und das Grab ihres Sohnes Peter. Er wurde 1958 im Zuge von Umbettungen hier beigesetzt. Durch die Umbettungen ist der Friedhof sehr kompakt, dafür befinden sich auf den einzelnen Grabplatten bis zu 20 Namen.
In Flanders Fields Museum
Nachdem wir zurück in Ypern waren, hatten wir Zeit für eine kurze Mittagspause und besuchten am Nachmittag das Flander Fields Museum. Das Museum existiert seit 1998 in der alten Tuchhalle, mitten auf dem zentralen Marktplatz. Die Halle wurde im ersten Weltkrieg komplett zerstört. Ihr Wiederaufbau und die Platzierung des Museums ist also sehr symbolisch. Am 11. Juni 2012 fand die Neueröffnung statt, nachdem es modernisiert wurde. Nun bekommt jeder Besucher ein Poppy Armband, das vermutlich mit RFID Technik arbeitet. Man gibt zu Beginn Namen, Wohnort und Alter an. Dadurch bekommt man an einzelnen Stationen individualisierte Inhalte zu seiner Region und seinem Alter gezeigt. Außerdem werden die verschiedenen Display so in die passende Sprache geschaltet. Am Ausgang des Museums ist auch das originale Holzkreuz von Peter Kollwitz ausgestellt. Außerdem ist es möglich den Turm heraufzusteigen und vom Dach die Aussicht über Ypern zu genießen. Auch rundherum finden sich die Spuren, die der Krieg hinterlassen hat. Es sind allein mehrere Soldatenfriedhöfe am Horizont zu sehen.
Neudreh Menin Gate
Wir als Filmcrew, hatten am Abend noch das Vergnügen, die Menin Gate Zeremonie erneut zu sehen. Sie findet täglich statt, doch an Tag 3 hatten wir keine guten Positionen um zu filmen. Also durften wir erneut arbeiten, während der Rest der Exkursionsgruppe frei hatte.