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Autor: Gero Wollgarten

Ausstellungsbesuch: „Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941 – 1944“

An jedem Punkt fand eine Massenerschießung mit über 500 Opfern statt

Letzten Samstag habe ich die Chance genutzt die Sonderausstellung „Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941 – 1944“ zu sehen. Sie läuft nur noch bis zum 25. Juni 2017 im EL-DE Haus in Köln. Die behandelte Thematik wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft vernachlässigt, obwohl ca. 2 Millionen Juden den vielen lokalen Erschießungen zum Opfer fielen. Diese unvorstellbare Dimension stellt gleich zu Beginn eine Karte des Gebiets dar, auf der alle Orte von Erschießungen mit mehr als 500 Opfern eingezeichnet sind.

Die Ausstellung stellt das Vorgehen gegen die Juden von den baltischen Ländern im Norden bis zur Schwarzmeerküste in der Ukraine im Süden dar. Dadurch werden auch Länder wie Weißrussland und östliche Teile Polens, die nicht ins sogenannte

Generalgouvernement eingegliedert wurden, erfasst. Zu Beginn gibt es eine gute Einführung in die Thematik, die dem Laien ermöglicht die Ausstellung zu verstehen.

Was ist das Thiepval Denkmal?

Der Thiepval Triumbogen mit den Flaggen
Der Triumphbogen mit den Flaggen

Das Thiepval Memorial to the missing of the Somme ist das zentrale britische Denkmal für die vermissten britischen und südafrikanischen Soldaten, die in der Schlacht an der Somme fielen. An den Wänden des Denkmals sind die Namen von über 72.000 Soldaten eingraviert, die kein namentliches Grab erhalten konnte. Hierunter können sich auch nicht identifizierte Soldaten auf britischen Soldatenfriedhöfen befinden. Seit der Einweihung des Denkmals 1932 wurden 130 der vermissten Soldaten gefunden. Ihre Namen werden in Thiepval, anders als am Menin Gate in Ypern, nicht entfernt.

Der große Triumphbogen ist als Landmarke weithin sichtbar und trägt sowohl die Flagge des Vereinigten Königsreichs, als auch die französische Trikolore. Die Flaggen symbolisieren den gemeinsamen Kampf in der Schlacht an der Somme. Die britische Flagge befindet sich nördlich der französischen und symbolisiert so die Aufteilung der Front zwischen Frankreich im Süden und den Truppen des British Empire im Norden.

Rezension: Stephan Lehnstaedt – Der Kern des Holocaust

Stephan Lehnstaedt liefert mit „Der Kern des Holocaust“ ein aktuelles Einführungswerk zur „Aktion Reinhardt“. Die letzte Einführung erschien 1988 in englischer Sprache von Yitshak Arad unter dem Titel „Belzec, Sobibor, Treblinka: The operation Reinhardt death camps“ und fasste den damals noch sehr rudimentären Kenntnisstand zusammen. Lehnstaedt war von 2010 bis 2016 Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Warschau. Seit 2016 bekleidet er die Professur für jüdische Studien und Holocaust Studien am Touro College Berlin.

Die „Aktion Reinhardt“ bezeichnet die Ermordung der Juden im Generalgouvernement unter Leitung des höheren SS- und Polizeiführers Odilo Globocnik. Dieser „Aktion“ fielen mindestens 1,8 Millionen Menschen zum Opfer. Der größte Teil unter ihnen waren polnische Juden aus dem Generalgouvernement. Doch auch deutsche, österreichische, niederländische und Juden aus anderen Ländern starben. Außerdem wurden etwa 2000 Sinti und Roma getötet, obwohl sie eigentlich nicht im Fokus der „Aktion“ standen. Die Tötung geschah in den reinen Vernichtungslagern in Treblinka, Sobibor und Belzec. Es gab insgesamt weniger als 150 Überlebende, in Belzec sogar nur fünf, die aus den Lagern berichten konnten. Bereits 1943 hatte Globocnik sein Ziel erreicht und das jüdische Leben im Generalgouvernement ausgelöscht. Die Lager wurden planiert und zur Vertuschung mit Wäldern bepflanzt.