Nach einer letzten Nacht in Peronne, sollte es heute über einige Zwischenstationen zum Hostel in Ypern gehen. Bevor wir Abends das Viertelfinalspiel in Ruhe gucken konnten, sollten wir vorher um 20 Uhr die Menin Gate Zeremonie besuchen. Ich war sehr gespannt wie Ypern auf mich wirken würde, da es nach dem ersten Weltkrieg komplett neu aufgebaut wurde.
Eigentlich passt dieser vollgestopfte und lange Exkursiontag kaum in einen Blogpost, aber ich fasse mich kurz. Sollte es Detailfragen geben, schreibt gerne einen Kommentar.
Nachdem wir das Hostel leicht lädiert vom Vorabend verlassen haben fuhren wir nach Vimy (Ridge). Hier befindet sich ein monumentales kanadisches Denkmal. Zusätzlich gibt es ein sehr gutes Besucherzentrum mit kleinem Museum, vor allem zum Bau des Denkmals. Im Außengelände wurden Schützengräben restauriert und es werden von kanadischen Studenten Führungen angeboten. Diese Studenten arbeiten für begrenzte Zeit als Freiwillige in Vimy. Als große Besonderheit ist hervorzuheben, dass hier die Möglichkeit besteht einen originalen Minengang zu betreten. Sehr beeindruckend und ihr solltet die Gelegenheit unbedingt nutzen, wenn ihr dort seid. Übrigens kostet alles keinen Eintritt. Spenden werden allerdings gerne gesehen. Da wir noch ein sehr gutes Interview mit einer Besucherin drehten, als der Bus eigentlich schon weiterfahren sollte, begannen wir direkt beim ersten Punkt Verspätung zu sammeln.
Den nächsten Programmpunkt, hatte ich indirekt zu verantworten. Ich hatte Friedhöfe recherchiert, auf denen Soldaten aus Düsseldorf begraben liegen. Die Dozentin checkte welche Friedhöfe denn auf unserer Route liegen und so kamen wir zum Soldatenfriedhof Neuville-St. Vaast. Hier liegt August Arnold begraben. Er wurde am 08.05.1895 in Düsseldorf geboren, ist also nur drei Tage jünger gewesen als mein Lieblingsclub Fortuna Düsseldorf. Er starb am 01. Juli 1916 im Alter von nur 21 Jahren. Wir suchten sein Grab auf und steckten ein kleines Gedenkkreuz in die Erde. Erstaunlicherweise befindet sich in der Nähe seines Grabes ein Gedenkquader der vermutlich aus den 20er Jahren stammt und Zeilen aus dem Lied vom guten Kameraden trägt.
Spontan kam nach dem Friedhof das Fraternisationsdenkmals hinzu. Ein mitreisender Student hatte seine Bachelor Arbeit über den Weihnachtsfrieden 1914 geschrieben und das Denkmal lag auf der Route. Es liegt direkt neben dem französischen und dem britischen Friedhof von La Targette. Von der Konzeptionierung ist es sehr modern, da es auch erst Ende 2015 angelegt wurde. Es zeigt zwei verschiedene Szenen, die aus jeweils drei Soldaten bestehen. Es ist immer ein deutscher, ein britischer und ein französischer Soldat. In der zentralen Szene wird gemeinsam Fußball gespielt und in der anderen sitzen sie beisammen und trinken und essen.
Als nächstes schoben wir noch spontan den Besuch des französischen Friedhofs auf der Loretto Höhe ein. Hier fanden 1915 erbitterte Kämpfe zwischen Deutschen und Franzosen statt. Der alte Friedhof umfasst ein große Kapelle und ein 52 Meter hohes Beinhaus in dem Gebeine von unbekannten Soldaten verschiedener Nationen und sogar sterbliche Überreste aus einem Konzentrationslager aufbewahrt werden. Er ist mit einem Gelände von 13 Hektar, der größte französische Friedhof des ersten Weltkrieges.
Am Hang vor dem Friedhof wurde 2014 ein modernes Denkmal errichtet, der Ring der Erinnerung. Eine große begehbare Rotunde verzeichnet die Namen aller 580.000 Gefallenen in dieser Region ohne Unterscheidung der Nationalität.
Zum Schluss stand noch ein modernes kleines Museum in Fromelles auf dem Programm. Es befindet sich direkt neben dem gleichnamigen australischen Friedhof. Friedhof und Museum wurden erst 2010 eingeweiht, da es sich um sterbliche Überreste von 250, in einem wiederentdeckten Massengrab beigesetzter, Soldaten handelt.
Das Museum ist sehr modern und interaktiv gestaltet. Zu den einzelnen Stationen gibt es mehrsprachige Audioguides und Dioramen zur Verbildlichung. Außerdem gibt es auf Bildschirmen weiteren Multimediainhalt. Eine Station sticht besonders hervor: Ein Stahlhelm, ein Kochgeschirr, eine Munitionstasche und ein weiterer Gegenstand liegen auf einem Tisch aus und können angefasst und hochgehoben werden.
Nach der Ankunft in Ypern ließen wir den Abend gemütlich ausklingen und schauten das EM-Spiel Deutschland gegen Italien.