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Autor: Gero Wollgarten

Hallo Geschichte 01/2018

Hallo,
endlich melde ich mich mal wieder mit einem Newsletter zurück. Ich kann aktuell kein regelmäßiges Erscheinen garantieren, da ich mit Studium und Arbeit gut ausgelastet bin. Ab Mitte des Sommers steht dann auch meine Masterarbeit an.

Heute habe ich für euch einen Themennewsletter zum Baltikum zusammengestellt. Ein Reiseziel, das noch auf meiner Wunschliste steht! Motiviert hat mich dazu die verlinkte Arte-Doku über die russische Minderheit in Lettland und die starke staatliche Benachteiligung ihr gegenüber. Mir war nicht bewusst, dass viele Menschen nicht in die post-sowjetischen Staaten eingebürgert wurden und noch heute als Nicht-Bürger ohne Wahlrecht in diesen Ländern leben.

Wie immer: Feedback und Fragen einfach über einen Kanal deiner Wahl an mich senden.

Viel Spaß beim Lesen und noch ein schönes Wochenende!

Euer
Gero

 

Arte: Kulturkampf in Lettland Angst vor der russischen Minderheit

Doku über den Umgang Lettlands mit seiner russischen Minderheit aus Sowjetzeiten. Auch die Homogenität dieser Minderheit zwischen stark europäisch geprägten Menschenrechtsaktivisten und Putin-Fans spiegelt sich wieder.
Überblick zur Geschichte des Baltikums
Dieser Text gibt euch einen Einblick in die wechselvolle Geschichte des Baltikums. Erschienen ist er im Aus Politik und Zeitgeschichte Themenheft “Baltikum”. Verlinkt findet ihr auch weitere Texte dieser Ausgabe.
Detaillierte Ausarbeitung zur Situation der russischen Minderheiten
Der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat letztes Jahr die aktuelle politische Situation der russischen Minderheiten ausführlich auf etwa 25 Seiten zusammengefasst.
Buchempfehlung: Geschichte der baltischen Länder
Dieses kleine und günstige (7,90€) Überblickswerk von Ralf Tuchtenhagen wurde mir zu Beginn meines Bachelors von einem wunderbaren Dozenten empfohlen. Lesenswert, falls du jetzt Blut geleckt hast und mehr wissen möchtest!

Ausstellungsbesuch: „Ein unendliches Gedenken – Jüdisches Erbe und die Schoah in Ostgalizien“

Was bleibt übrig, wenn die gesamte Bevölkerung einer florierenden jüdischen Gemeinde ausgelöscht wird? Wie sehen diese Orte 75 Jahre später aus? Der amerikanisch-jüdische Künstler Jason Francisco hat sich dieser Frage gestellt und ist ins frühere Ostgalizien (heute West-Ukraine) gereist. Er hat die Orte des früheren jüdischen Lebens besucht und auch die der Schoah. Ehemalige Synagogen wurden zu Wohnhäusern, Friedhöfe zu Sportplätzen. Konzentrationslager sind heute Gefängnisse. Erschießungsorte mit Massengräbern liegen vergessen und nicht gekennzeichnet im Wald.

Doch was für eine Region verbirgt sich überhaupt hinter dem Namen Galizien? Es tauchte 1772 erstmalig als Königreich “Galizien und Lodomerien” auf und gehörte bis 1918 zur Habsburger Monarchie. Es war stark multiethnisch geprägt, das schlug sich auch in den Namensvielfalt der damaligen Hauptstadt Lemberg (heute: Lwiw)  nieder. Auf Ukrainisch Lwiw, auf Polnisch Lwów,  auf Russisch Lwow und auf Jiddisch Lemberik. Nach 1918 wurde Galizien zwischen Polen und der sowjetischen Ukraine aufgeteilt. 650.000 Juden lebten 1939 in Ostgalizien, etwa 85% von ihnen wurden während der Schoah ermordet. In manchen Städten Galiziens stellten Juden 1939 sogar die Mehrheit der Bevölkerung; im Gesamtdurchschnitt hatten sie einen Bevölkerungsanteil von 13 %.

5 sehenswerte Filme über die Vielfalt des Gedenkens an den Holocaust

Da ich nächste Woche vom 21. bis zum 25. März zum zweiten Mal in meinem Leben nach Oświęcim bzw. Auschwitz reise, habe ich mich wieder mehr mit dem Thema beschäftigt. Dabei bin ich auf viele neue Filme gestoßen, von denen ich euch fünf ans Herz legen möchte. Natürlich sind auch ältere Filme wie der neunstündige Shoah von Claude Lanzmann oder Pizza in Auschwitz (nur eine Stunde!) sehenswert.

Solltet ihr aber gerade gar keine Zeit und erst Recht keine neun Stunden haben, vertraut mir und schaut zumindest den ersten Film!

Erster Filmtipp: #uploading_holocaust

Der 2016 erschienene Film ist jetzt seit Januar endlich auf Youtube frei verfügbar. Dieses ziemlich coole Projekt hat keinerlei neues Material gedreht, sondern auf Youtube vorhandene Filme gesammelt und zusammengeschnitten. Das Material stammt von israelischen Schulklassen, die eine staatlich geförderte „Reise nach Polen“ unternommen haben. Diese Reise unternehmen jedes Jahr 30.000 israelische Schüler*innen zusammen mit ihren Lehrer*innen. So entstanden über die Jahre ca. 20.000 Youtube-Clips, die jetzt super spannende Einblicke in die Gefühle und Gedanken der Jugendlichen geben.

Sie fragen eine mit ihnen reisende Überlebende „Warum seid ihr nicht geflohen?“ und bekommen darauf eine seelenruhige, fast schon verständnisvolle, Antwort. Andere Jugendliche diskutieren mit ihren Freunden, dass es sie stört, dass sie beim Besuch der Gedenkstätte Majdanek keine Betroffenheit bei sich spüren.

Zusätzlich zum Film gibt es ein gleichnamiges Online-Bildungsangebot. Hier konnten deutscher Schüler*innen Fragen wie „Haben Israelis immer noch Vorurteile gegen uns?“ stellen und erhielten eine Antwort aus Israel.